Und stillschweigend sitzen wir da. Mutter steht auf, holt sich ein Glas Wasser. Setzt sich wieder hin ohne es zu trinken. Das Glas Wasser nun vor ihr auf dem Tisch. Wieder Ruhe. Ich höre die Atemzüge der anderen. Einatmen ausatmen. Stillschweigen. Jemand hustet, dann wieder Ruhe. Bin mir unsicher ob ich nicht doch etwas sagen sollte. All die Jahre. Jahre des schweigens. Jahre der schmerzen. Nochmal das husten. Dann sitzen wir wieder stillschweigend da. Ich weiß nicht wie lange schon. Mutter guckt ihr Glas an. Warum trinkt sie nicht? Es macht mich nervös. Will ihr das Glas wegnehmen. Stattdessen rühre ich mich nicht von der Stelle. Nur das atemgeräusch der anderen, mal ein tieferer Atemzug, dann wieder Ruhe.
Und dann stehe ich auf und lauf. Und ich schreie. All die Jahre aus mir heraus mit all den schmerzen. Endlich.

Überall heißt es, dass Narben zurückbleiben und Spuren hinterlassen. Und was ist, wenn wirklich Narben zurückbleiben. Manchmal kann man die Narben, die wirklich jeder sieht einfach vergessen. Manchmal verstecke ich sie aber auch. Narben bleiben, vielleicht für immer. Und es bedeutet mehr, als nur eine Erinnerung an alte Zeiten. Sichtbare Narben sind mehr. Für mich jedenfalls.
Irgendwie sind Narben aber auch eine schöne Metapher. Wenn man sagt, dass Narben zurückbleiben, dann bedeutet das, dass der Mensch davon geprägt wird. Narben gehen nicht mehr so leicht weg. Narben bleiben. Es steht also für etwas unauslöschliches. Und Narben zeigen die Verletzlichkeit des Menschen. Verheilt eine Wunde nicht richtig, oder war sie zu groß bleibt die Narbe. Sie bleibt.

Jetzt in den Ferien habe ich mehr Zeit zum lesen. Für das Buch "In meiner Not rief ich die Eule" von Betül Licht habe ich aber mehr Zeit gebraucht. Es ist kein Buch das man längere Zeit am Stück lesen kann. Jede Seite in dem Buch zeigt viele grausame Erfahrungen die Fatma machen musste. Der Schmerz des Mädchens muss unglaublich groß gewesen sein.

http://www.welt.de/regionales/hamburg/article2708086/Licht-schildert-die-Not-einer-Tuerkin-in-Deutschland.html

"Kummer ist ein Land in dem es regnet und regnet und doch nichts wächst"


"Manchmal geht man los, um irgendwo anzukommen. Und manchmal geht man einfach nur los, um zu gehen und zu gehen und immer weiter zu gehen, bis die Nebel sich lichten, die Verzweiflung sich legt oder man einen Gedanken zu Ende gedacht hat."

Unglücklich sein ist so unglaublich schmerzhaft und anstrengend. Man kann gar nichts dagegen tun. Es nur geschehen lassen. Ich will es aber nicht.
Das einzige was bleibt ist die Hoffnung, dass morgen wieder alles gut ist Schön wäre es wenigstens zu wissen, warum ich so unglücklich bin. Aber man kann nicht alles haben und irgendwie gab es eigentlich schon ziemlich lange kein Tief mehr...