Braucht es Glück um glücklich zu sein? |
Dienstag, 27. November 2012
Eine kleine Geste!
how to save a life, 20:17h
Dies ist die Geschichte von Kyle. Nimm dir ein bißchen Zeit um sie zu lesen. Sie wird erzählt von einem seiner Freunde. Seinem besten Freund.
(Aus dem Englischen von Markus Brandl) Ich besuchte die High School noch nicht sonderlich lange und kannte daher noch nicht so viele meiner Mitschüler. An einen erinnere ich mich jedoch besonders gut. Es war ein verregneter Freitag Nachmittag - die Schule war aus und ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Hier sah ich Kyle zum ersten Mal. Er ging ein paar Meter vor mir und schleppte ungewöhnlich viele Bücher mit sich. In der Regel ließen wir unsere Schulbücher übers Wochenende im Schulspind - vielleicht nahmen wir mal eines, höchstens zwei mit Hause um ein wenig zu lernen. Aber alle? Warum schleppt jemand alle Bücher mit nach Hause? Ich hielt ihn für einen klassischen Streber. Halt ein Nerd. Mein eigenes Wochenende hatte ich selbst schon total verplant mit guten Parties und einem chilligen FIFA-Tunier mit meinen Jungs. Der Nerd war mir egal. Ich zuckte die Schulter und gerade als sich unsere Wege trennen sollten und ich in die nächste Straße abbiegen wollte, sah ich, wie ein paar Kinder auf den Nerd zu stürmten. Sie rissen ihm seine Bücher aus der Hand und schubsten ihn zu Boden. Sie lachten und machten sich über ihn lustig. Einer nahm ihm gar seine Brille ab und warf sie im hohen Bogen in ein Maisfeld. Der arme Kerl lag im Matsch, schluchzte vor sich hin. Er blickte auf. Er sah mir direkt in die Augen. Nie zuvor hatte ich solch traurige Augen gesehen. Das ging mir alles sehr zu Herzen. Ich lief zu ihm. Die Kinder waren verschwunden. Ich half ihm auf die Beine und gemeinsam suchten wir im Maisfeld seine Brille. Er weinte leise. Ich war immer schon ein guter "Sucher" und fand tatsächlich seine Brille wieder. Ich gab sie ihm zurück und sagte, dass diese Jungs doch nur Idioten seien. "Solche Vollpfosten werden im Leben eh nie was richtiges reißen!" Er schaute mich dankbar, vielleicht sogar etwas überrascht an."Danke!" Er lächelte. Es war ein kleines Lächeln. Ein kleines Lächeln großer Dankbarkeit. Wir sammelten noch seine Bücher ein und gingen gemeinsam ein paar Schritte. Ich fragte ihn, wo er lebte. Bei seiner Antwort wunderte ich mich doch sehr. Er lebte nur zwei Straßen von meinem Haus entfernt, doch ich hatte ihn zuvor noch nie gesehen. Die Erklärung war einfach. Kyle hatte vorher eine Privatschule besucht. Er war erst seit Kurzem bei uns auf der High School. Um solche "Streber" wie ihn hatte ich eigentlich immer einen Bogen gemacht, doch wir redeten noch den ganzen Nachmittag. Ich trug seine Bücher. Kyle stellte sich als ziemlich cooler Typ heraus. Er war garnicht so nerdig unterwegs, wie ich dachte. Er stand auf FIFA und hatte einen ordentlichen Musikgeschmack. Ich lud ihn ein, mit mir und den Jungs ein bißchen zu zocken. Er sagte zu. Wir hingen das ganze Wochenende mit Kyle zusammen ab. Ich mochte ihn und meine Freunde auch. Als ich Kyle am folgenden Montag Morgen wieder mit dem riesigen Stapel Bücher den Weg entlang gehen sah, lief ich ihm kurzerhand entgegen. "Alter, wenn du das jetzt jeden Tag machen willst, dann musst du dir auf jeden Fall ordentliche Muskeln antrainieren. Zum einen um die Bücher zu tragen und vor allem, um dich gegen diese kleinen Scheißer durchzusetzen." Er lachte und gab mir die Hälfte der Bücher. In den kommenden Jahren wurden Kyle und ich beste Freunde. Unser Abschluss rückte näher und wir mussten uns für eine Uni entscheiden. Kyle schrieb sich in Georgetown ein, und ich wählte Duke. Und auch wenn wir fortan kilometerweit voneinander entfernt leben mussten, wußte ich dass unsere Freundschaft bestand haben würde. Kyle wollte unbedingt Arzt werden und mir gefiel die Vorstellung, eines Tages als Anwalt vor Gericht zu kämpfen. Kyle war der Abschlussbeste unserer Stufe. Ich machte mir oft den Spaß und nannte ihn Dr. Kyle Cooper, in Anlehnung an Sheldon aus der Serie "Big Bang Theory!" So unähnlich waren sich die beiden nämlich nicht. Aber das war nur ein Insider zwischen uns beiden. Kyle hatte die Ehre die Rede zur Abschlussfeier zu halten. Ich freute mich für ihn, denn ich selbst hätte mir in die Hosen gemacht. Am Tag der Abschlussfeier sah Kyle blendend aus. Was war bloß aus diesem Jungen geworden. Vom verschrobenen Aussenseiter zum selbstbewussten jungen Mann. Durch die High Scholl blühte Kyle am Ende richtig auf. Er war beliebt und hatte sogar das ein oder andere Mädel am Start. Ich gebe zu, manchmal war ich sogar ein bisschen eifersüchtig. Kyle war nervös, schaute immer wieder über seine Notizen und wirkte mit den Gedanken ganz weit weg. Ich ging zu ihm und klopfe ihm auf die Schulter. "Alter, du wirst das schon meistern!" "Danke!" Er lächelte. Es war ein kleines Lächeln, das ich schon mal zuvor gesehen hatte. Ein kleines Lächeln großer Dankbarkeit. Nach einem kurzen Räuspern begann Kyle seine Rede: "Jeder aus unserer Stufe hat erfolgreich seinen Abschluss geschafft. Dies ist ein Grund zu feiern. Dies ist aber auch ein Grund "Danke" zu sagen an all jene wertvollen Menschen die uns auf unserem Weg unterstützt haben. Unsere Lehrer. Unsere Eltern. Unsere Geschwister. Unsere Freunde. Gerade für mich hat dies eine starke Bedeutung. Ohne meinen besten Freund würde ich heute hier nicht vor Ihnen stehen. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen." Kyle erzählte nun von dem verregneten Freitag Nachmittag an dem wir uns das erste mal begegneten. Kyle hatte nach seinem Wechsel zur High School enorm unter Mobbing gelitten. Er hatte geplant sich an diesem Wochenende umzubringen. Er hatte sein Schulspind komplett leer geräumt, damit nach seinem Tod, seiner Mutter solche schmerzlichen Aufgaben erspart werden sollten. Er war auf dem Weg nach Hause. Er hatte alles geplant. Er schaute mich an und lächelte. "Zum Glück wurde ich gerettet. Mein Freund hat mich gerettet." Stille. Hatte Kyle das wirklich gerade gesagt? Hatte er sich wirklich getraut vom schwächsten Moment seines Lebens zu erzählen. Ich bewundere Kyle für diesen Mut. Und eines habe ich daraus für mein Leben gelernt: Unterschätze niemals die Macht der Hilfe. Selbst die kleinste Geste, kann ein Leben retten. - Ob die Abirede dafür der "richtige Ort" ist ist meiner Meinung nach fraglich. Fest steht, dass man Leben retten kann ohne es überhaupt zu merken. - ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2016.01.02, 18:35 status
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