So, 6. Monat clean. Ich finde es weder gut noch schlecht. Ist halt so. Ist ja jetzt normal so zu leben. Bzw es sollte normal sein. Die Spuren die bleiben sind ja nicht besonders normal, aber ändern kann ich es nicht und schuld bin ich ja auch selbst daran.

Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht, aber es geht weiter. Auch wenn man sich irgendwie oft um die anderen Sorgen macht. So ist der Mensch irgendwie. Er macht sich so viele Sorgen. Ob die wohl alle so begründet sind?

Es war auf dem Heimweg. Ich war noch in der Innenstadt, als ich die ersten Sirenen hörte. Später erkannte ich, dass es wohl unser RTW war. An einer Ampel sah ich ein Auto mit Schild auf dem Dach. Feuerwehr im Einsatz. Meine Gedanken: Bestimmt brennt es irgendwo. Hoffentlich nicht so schlimm. Ich fahre weiter. Auf die andere Seite der Schienen. Ich höre das Martinshorn der Feuerwehr. Sie sind in einer Parallelstraße, getrennt durch Häuser und durch die Schienen. Ich denke mir weiterhin nichts. In die Richtung in die sie gefahren sind, dort gab es doch so viele Orte. Irgendwann sehe ich unseren RTW, ein Feuerwehrauto ein Zug der steht. Da wurde es mir dann klar. Ein Rettungsassistent der mir bekannt ist, war gerade dabei mit dem Lokführer Kontakt aufzunehmen. Ich hatte noch nicht mal gebremst auf meinem Fahrrad. Ich sah die Absperrung vor mir und den Feuerwehrmann der dort stand. Ich sprach ganz kurz mit dem Feuerwehrmann. Ich hätte ihm gerne was gesagt zu dem Unglück, aber mir fiel nichts ein und mir fällt immer noch nichts ein. Nur eine Frage. Warum? Auf dem Heimweg fingen dann die Gedanken an. Du weißt doch genau wie sich der Mensch gefühlt haben muss. Du weißt doch, dass es gar nicht so abwegig ist, dass man nicht mehr kann. Aber ich fand es trotzdem schrecklich. Wieso konnte diesem Menschen denn niemand helfen? Es geht doch immer weiter.

Ich weiß doch selber nicht, warum ich es so krass fand das gesehen zu haben. Viele andere Menschen gehen da vorbei und die interessiert das nicht so sehr. So auch meine Mutter, als ich es ihr erzählte. Ihr Kommentar war eigentlich nur "Schon wieder?". JA MAMA schon wieder. Und wenn ich es wäre, würde es dann auch "schon wieder?" heißen? Ich glaube du hast lange noch nicht verstanden, wie es mir ging Mama.

Nachmittags musste ich daran wieder vorbei, als ich in die Schule gefahren bin. Da kam gerade ein passendes Lied auf meiner Playlist...

Diese Welt ist es nicht wert

diese Welt nimmt es nicht ernst

wenn jemand anders ist

wenn jemand anders denkt

doch aufgrund eines Wendepunkts

den niemand kennt

bringt man sich um,

auch wenn die andern nur lächeln

WARUM?

Ich denke was mich so schockiert hat war, dass ich realisieren musste, dass Leben wirklich enden, ob gewollt oder nicht.

Es wäre schön, wenn wir alle leer wären. Ohne Emotionen. Ohne Hass. Ohne Trauer. Klar, auch ohne Freude, Glück und das alles. Aber die Frage ist, was einen mehr stört. Wir wären leer. Wie Wolken. Aus Watte. Total unverletzlich. Unzerbrechlich. Könnten wir dann leben? Also so richtig leben? Wenn ja, dann wäre es traumhaft. Traumhaft schön. Ich würde schon gerne aufgeben. Vielleicht ist es als Toter noch schlimmer. Aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Wenn ich zum Arbeiten fahre, dann steigt an einer Haltestelle immer eine Gruppe aus einer Psychiatrie ein. Man merkt, dass sie von dort sind (soll nicht böse gemeint sein, ich gehöre da ja auch irgendwie hin). Einer zum Beispiel surft immer im Bus. Stellt sich also hin ohne sich festzuhalten und geht in den Kurven immer mit etc. Mir tut es immer total leid das zu sehen. Was ist mit einem erwachsenen Mensch los (falsch) damit er so etwas tut? Was hat man mit diesen Menschen gemacht? :